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1. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 61

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Die Staffeln der Alpen. bäum gedeiht vortrefflich und geht, obwohl weit empfindlicher als die Obstbäume, nicht selten über die obere Grenze dieses Gürtels noch hinaus. Im südlichen Tirol, im Veltlin, in Tessin sind die Sommer- heiß genug, um eine zweite Ernte von Hirse und Buchweizen möglich zu machen. Mit Ausnahme der schwäbisch-bayrischen Hochebene um- schlingt den Fuß der Alpen überall ein Kranz von Weinreben: ja der Weinstock wagt sich in weiten Thälern noch in die folgende Region und steigt im Rheinthal bis über Chnr, im Eisackthal bis Briden. Der Wanderer bewundert noch im Dörflein Stalden (834 m) am Zusammenflusse der beiden Vispbäche nicht nur die schönen Wein- lauben, die sich über die Straße wölben, sondern auch eiuen mächti- gen, baumstarken Weinrebenstamm, der sich um den reichlich sprudeln- den Dorfbrunnen schlingt. Denn nicht nach der Höhe nur, sonderu auch nach dem untergelagerten Gestein richtet sich die Verbreitung der Pflanzen. Die Bergregion der unteren Staffeln, durch Seiten- arme und Vorwerke des Hochgebirges gebildet, bietet eine Fülle der herrlichsten Naturbilder. „Maiensäße" nennt sie der Volksmund; denn hierher werden im Mai die Herden zur Weide getrieben. Hier ist die Region der kräftigen Knltnrwiesen und der Wälder, in denen auf der Nordseite des Gebirges das Nadelholz (Rottanne und Weiß- tanne) stärker vertreten ist als das Laubholz. Nur in wenigen Strichen bilden die zu wenig geschonten Wälder noch zusammenhängende Reviere. Gewöhnlich steigen sie von breiter, zusammenhängender Basis an, verteilen, vereinzeln sich höher immer mehr und mehr und reichen nur in schmalen Streifen, oft unterbrochen und zerpflückt, in die höhere Region. Je weiter sie hinandringen, desto gewaltthätiger und sieghafter kämpft das Gebirge selbst gegen sie an. Steile Felsrücken trennen sie, Schutthalden wehren ihrem Aufstreben, Lawinen brechen breite Straßen durch sie hiu. Der Wiuter tritt einige Wochen früher als im Flachlande ein und macht oft schon im Oktober Versuche, die Region einzuschneien. Von Sonne und Föhn wohl mehrmals ver- scheucht, haftet endlich doch der Schnee. Das ganze Gelände verliert die Details seiner Spitzen und Vorsprüuge in den weichen allgemeinen Formen: das Thal wird eine einförmige glatte Wanne, die Bäche vereisen, die Wasserfälle erstarren in mächtigen Säulen an der kalten Felswand; nur hie und da bleibt eine sogenannte Staubecke, wo der Wiud beständig am Berggrate anstößt, schneefrei. Die wieder steigende Sonne sucht das Schueelinnen zu zerstücken, ein langsames und müh- seliges Werk, wenn ihr nicht ein sonst gefährlicher Gesell zu Hilfe kommt. Vou Afrika und von Westindien her fegt der Föhn, der

2. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 63

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Die Staffeln der Alpen. 63 Das Mittelgebiet zwischen der Bergregion und dem Schneereiche bildet das ausgedehnte Revier der Alpenregion, der mittleren und oberen Staffeln. Hier werden alle Bildungsformen strenger und ernster. Gletscher, deren größter Verbreitungsbezirk indes die Schnee- region ist, bedecken große Flächen des Mittelgürtels. Weithin strecken sich Karren- und Schrattenfelder, kahle Kalkfelsenfelder von verschiedener Böschuug, die durch Verwitterung so zerrissen und zer- fressen sind, daß sie bald einem wunderlich ausgefurchten Steinfelde gleichen, bald unabsehbaren Reihen scharfer Felsgrate, die teils ganz nahe aneinander gereiht liegen, teils fuß- und klafterweit und noch weiter abstehen und so bald bloße Rinnsale, bald tiefe Löcher, Höhlen, Schächte und Gänge bilden. Aber Gletscher und Schratteu lassen dem frischen Leben noch Raum übrig. Die Hauptmasse des tierischen und pflanzlichen Hochgebirgslebens erscheint in der Alpenregion. Die Pflanzendecke, obwohl aus viel weniger Arten zusammengesetzt als im Thale und in der Bergregion, hat an Freundlichkeit, Farbenfrische und Fülle doch nichts eingebüßt. Die neuen Pflanzengruppen wiegen den Mangel an Arten durch Schönheit, Duft, Eigenart und kräftiges Kolorit aus. Alle zeichnen sich durch Kleinheit und gedrungenen festen Bau, kurze, aber kräftig genährte Stengel und Blätter und sehr kompaktes kleines Wurzelwerk vor den tiefer stehenden Pflanzen aus. Dazu kommt eine viel intensivere Färbung der gedrängt stehenden Blüten; das Weiß derselben ist strahlend rein, Blau und feuriges Rosarot erscheinen in einer so brennenden Farbentiefe wie selten im Tieflande, und das Grün der Blätter ist oft so gesättigt und scharf, wie es in den unteren Regionen nur uach einem erfrischenden Regen, noch uaß, im stecheudsteu Souneuschein sich bisweilen zeigt. Der Alpenblumenflor zeichnet sich auch zum großen Teil durch balsamische» Wohlgeruch aus. Jene Matten sind es, „wo von der Genziane und Anemon' umblüht, auf feiduem Rasenplane die Alpenrose glüht". Die vielbesungene Alpenrose (Rhododendron hirsutum), in den Blättern und Blüten den Azaleen und dem Oleander ähnlich, ist ein reizender Schmuck der alpinen Region. Bald glüht sie als einzelne Rosenflamme über dem zischenden Stnrz des Eisbaches, bald über- zieht sie die ganze Fläche des Berges, der sich mit seinem Purpur- teppich im Spiegel des Alpsees malt. Die Wälder bilden nicht mehr so große zusammenhängende Bestände, sondern ziehen sich in einzelnen Partieen, oft unterbrochen, der Höhe zu. Die Tauueu der Bergregion werden von den Lärchen, diese höher hinauf von Bergkiefern und Zirbelkiefern (Arven) abgelöst. Sie kehren die Äste bergabwärts,

3. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 64

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
64 Das Alpenland. vom Anstürme der Lawine wie eine Wettersahne gerichtet. Einzelne Wagehälse von Arven kommen noch über 2300 m vor. Das Knie- holz unterläuft den Sturm und klettert noch über 2300 m hinauf. Zwergkiefer (Knieholz). Abb. 8. Arve (Zirbelkiefer). Die Tierwelt zeigt in den höheren Staffeln kräftige und gewal- tige Bildungen. Unter den Vögeln steht voran der Lämmergeier, der größte europäische Raubvogel, und der Steinadler. Auch die Schnee- region ist ihnen nnterthan; aber in den mittleren Regionen nisten sie am häufigsten und haben da ihr eigentliches Nahrungsfeld. Die Welt der Säugetiere ist arm, aber durch schöne oder eigentümliche Typen vertreten. Die Alpenspitzmaus und der Alpenhase sind solche Formen. Zwischen 1200 und 2600 m wohnt das Murmeltier; in vielen Strichen fast ausgerottet, findet es sich noch im Tessiner-, Walliser- und Bündnerlande zahlreich, wo den Bergsteigern in ge- wissen Höhen das Pfeifen der sich ängstlich versteckenden Tierchen auf allen Seiten entgegentönt. In gleicher Höhe mit ihnen weiden die flüchtigen Rudel der Gemsen auf hohen Grasbändern, grünen Stellen zwischen steilen Klippen und freien Platten, selten mitten auf weiten Alptriften, sondern fast immer auf gut gedeckte::, stein- und felsen- reichen oder buschigen Plätzen, welche die unteren Gegenden beherrschen und uach mehreren Seiten hin freie Flucht gewähren, meist in der Nähe schwer zugänglicher Felsenlabyrinthe. Die rauhe Jahreszeit treibt sie tief in die Bergregion, zuweilen bis in die Thäler hinab. Ihre Zahl hat sich gegen frühere Jahrhunderte beträchtlich vermin- dert; aber in neuerer Zeit hat die Gelegenheit, durch den Aufschwung

4. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 82

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
82 Das Alpenland. licher, schwärzlicher und grauer Färbung. Wo der Bach heraustritt, da überwölbt ihn oft ein mächtiges Eisportal bis zu 20 und 30 m hoch. Weiß und glänzend, in ihren Klüften und Tiefen vom schönsten, ins Grüne spielende Blau, versenkt sich die Eisgrotte tief in die Ein- geweide des Gletschers, und schäumend und brausend drängt sich der Bach aus jenen nächtigen Schatten hervor an das warme Sonnen- licht. An manchen Stellen bleibt zwischen Wasser und Eis eiu schmaler Pfad, um eine Strecke weit in den Hintergrund jener Grotte einzudringen, und wahrlich ist es ein wunderbarer Anblick, hinanfzn- schauen auf das düstere Blau der Decke, auf die wassertriefenden Wände von Eis und nieder anf den unheimlich tobenden Fluß. Audere Wasser laufen auf der Oberfläche der Gletscher hiu, stürzen schäumend herab und vereinigen sich mit den vorigen. Viele kommen ans dem obern lockern Schnee her. Aller Orten ranscht es herab. Schon ein wenig gesammelt, taumeln die Wasser auf scharf geneigte verwitterte Granitblöcke, teilen sich und stürzen in vielen Strahlen, in Schaum aufgelöst, iu deu Abgrund. Manche der Strahlen scheinen sich fast zu verirreu, ungewiß zu sein, wohin sie sich wenden wollen, und sich vor der Tiefe zu fürchteu, bis auch sie irgendwo seitwärts hinab müssen. Wieder andere Wasser treten klar aus den tiefgrünen, blauen oder wirklich grauen Hochseeen. Reichlich sind dieselben über die untere Schnee- und die Alpenregion gestreut. Es sind nur ganz kleine, gewöhnlich ovale Wasserschalen, meist mit höchst zerklüftetem Felsenrande. Die obersten Wassersammler, die sich meistens von großen Gletscherfeldern nähren und an ihrem Rande keinen Baum, höchstens etliche magere Weiden-, Heckenkirschen-, Alpenrosen- und Erlenbüsche nähren, oder auch gauz tot zwischeu grauen Geschiebe- revieren und Felsenwänden lagern, haben ein düsteres und tief ernstes Ansehen. Manche haben, wenn sie ihre Nahrung unmittelbar von den Gletschern empfangen, ganz weißes Wasser, und sind riesigen Milchkübeln zu vergleichen Gewöhnlich ohne alle Wellenbewegung stimmen sie zum Geiste der Felsenlandschaft. Kein Nachen hat sie je berührt, keine Seerose ihre Blätter auf dem Spiegel gewiegt; kein Fisch zieht durch die grünen Tiefen, kein Wasservogel, oft nicht ein- mal ein Frosch sitzt an den steinigen Ufern. Den größten Teil des Jahres deckt sie Schnee und Eis, und manches flachere Becken friert bis auf den Grund. Mühsam und langsam tant der Frühling oder Sommer sie auf, und kleine Eisfelder oder Blöcke schwimmen noch auf ihueu, wenn schon die Alpenrosenbüsche ihrer Felsen in fröhlicher Blüte steheu. Hin und wieder wirft noch eine späte Lawine haus-

5. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 111

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Aare, Reuß und Limmat. Iii sie auf einem Laufe von 7 km 1000 m herunterstürzt, und mündet in den Wallensee. Der Wallen- oder Wallenstädter See gilt nächst dem Urnersee für den wildesten und imposantesten der ganzen Gebirgs- schweiz, aber bei Sturm auch für deu gefährlichsten. Bei ziemlich regelmäßiger Gestalt gegen Norden von den Kurfirsten eingeschlossen, gegen Süden von den Glarner Alpen begrenzt, stürzen seine Ufer von beiden Seiten jäh in die Tiefen des lauchgrünen Wassers; nur an den Enden verlaufen sie flach ins Land. Ein furchtbar wütender Sturm, der zeitweise unangekündigt über die Kurfirsten hereinbricht, Abb. 18. Luzern. und durch die einbohrende Gewalt seines Luftdruckes die Wellen in wilder Brandung an die unwirtlichen Felsenwände schleudert, ist der sogenannte Bätliser. Jetzt zieht eine Eisenbahn mit zahlreichen Tun- neln und Galerieen, oft in den Felsen eingehauen, oft auf Strebe- mauern in den See gebaut, längs des südlichen Ufers. Menschenkunst hat in dieser Gegend, dem alten Bette des Rhein, die Wasserläufe geändert. Die Linth mündete 2 km unterhalb Wesen in den alten Abfluß des Wallenseees, die Maag, und verwandelte mit ihr das weite Gelände in einen großen Snmps. Diese große öde Fläche, weder See noch Land, war von Modergeruch und Frosch-

6. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 194

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
194 Das westdeutsche Rheinland. Felsengebilde, in dem die Sage den von Siegfried erschlagenen Drachen mit seiner Brut Hausen läßt, krönt inmitten der frischesten und üppigsten Waldvegetation den Scheitel des Berges. Nach Westeu fällt die Haardt allmählich zur wellenförmigen Hügellandschaft des Wald- und kohlenreichen Westrich ab, welche in das Plateau von Lothringen übergeht. 2. Ein Ausflug auf den Ottilienberg. „Es war ein goldenes Wetter, das meiner Herbstfahrt leuchtete: die Morgen frisch, die Mittage sonnig warm, die Abende und Nächte von einer außerordentlichen Pracht des gestirnten Himmels. Die Arbeit auf den Feldern war längst gethan; hier und da in den höher gelegenen Gegenden duftete noch das Heu der zweiten Ernte, doch die verspätete Weinlese dieses Jahres hatte noch nirgends be- gönnen. Die Wälder prangten in den schönen Herbstfarben, diesmal doppelt schön durch das Wohlerhalteue Grün des Laubholzes, welches überall durch das Gelb und Rot und Braun kräftig hervorschimmerte. Der schönste Punkt, den ich anf meiner Wanderung berührte, ist der Ottilienberg. Man erreicht ihn von Straßburg aus in vier bis fünf Stunden, indem man sich eines Seitenzweiges der nach Mühlhausen und Basel führenden Eisenbahn bis an dessen Endpunkt Barr bedient. Barr ist eines jener malerisch gelegenen Vogesen- städtchen, wie man deren die ganze Kette hinauf so häufig, aber immer mit demselben Vergnügen erblickt. Halb am, halb auf dem Hügel erbaut, vou Weingärten umkränzt, von Wald eingerahmt nach der Bergseite, mit einer weiten Aussicht in das Thal, durch dessen Acker- und Wieseuflächeu ein kleiner Fluß sich iu mannigfachen Win- düngen zieht: so fesselt Barr den Blick des Beschauers, uoch bevor er sich in das Innere der zum Teil engen Straßen begeben, die manch ein mittelalterliches Haus von gotischen Formen bergen, während Landhäuser im modernen Geschmack die gartenreichen Anhöhen zieren. Von hier ab steigt der Weg unaufhörlich, und gleich hinter Barr öffnet sich eine wundervolle Gebirgslandschaft, weit und hoch und herrlich, durchströmt von einem volleren Luftzuge, der deu Geruch des Hochwaldes herabträgt, dabei von jener Eigenart des elsässer Landes, die das Sprichwort mit dem Verse charakterisiert: „Drei Schlösser auf jedem Berg, drei Kirchen in jedem Thal, die findet man im Elsaß überall".

7. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 146

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
146 Das oberdeutsche Donauland. überhaupt. Die meisten der aus der Hochebene emporsteigenden Höhen gewähren imposante Fernsichten auf die schneebedeckten Gipfel des Alpenlandes. Wenn im Frühling und Herbst Südwiude weheu, ist die Luft durchsichtig wie in Italien und die von der Sonne be- schienenen Schneepyramiden glänzen wundervoll. Zwischen Schongau und Weilheim liegt der Kegel des Hohen Peißenberges, 975 m. Seit dreihundert Jahren krönt den Gipfel des „bayrischen Rigi" eine Wallfahrtskirche. Ein stattliches Pfarrhaus mit eiuem Luginsland, ein Wirtshans, ein paar andere Häuser und ein Kirchhof füllen die Platte aus, die eine bewunderungswürdige Fernsicht gewährt. Der ganze Krauz der Alpen vom Säntis bis zum Watzmann liegt ans- gebreitet, mitten drin der Großglockuer, der ans dem fernen Kärnten verschwimmend herüberschimmert. Über dem weiten Flachlande erblickt das Auge den blauen Rücken des Jura und die waldigen Höhen des Böhmerwaldes. In duftiger Ferne ragen die Frauentürme Münchens, die Domtürme von Freising und die Ulrichskirche in Augsburg als graue Marksteine ans. Bon den Alpen stürzen mit starkem Gefälle die größern Flüsse herab. Das Platean ist mit Seeen geschmückt, den Resten jener großen Wasserflut, welche noch in der tertiären Periode die ganze Ebene bedeckte. „Hunderte von kleineren Seeen, Weihern und bald halb, bald gauz vertrockneten oder versumpften Seekesseln jeglicher Größe geben der ganzen Gegend bei dem Mangel eines regelmäßigen Thal- und Bachsttstemes einen Charakter der Unregelmäßigkeit und natürlichen Abschließuug, der für die Kulturverhältnisse höchst ent- scheidend war. In dem ganzen Hügellande links der Isar vom Kochelsee bis zum Ammersee mit seinen nordöstlichen kleinen Nachbarn ist es, als ob eiue zertrümmerte oder unfertige Bodenbildung den zahlreichen Quellen und Bächen ihren natürlichen Abfluß Lewehrt hätte. Regellose Hügelgruppeu mit kleinen Trockenthälern und Becken kreuzen sich und führen selbst den mit der besten Landkarte gerüsteten Wanderer irre, so daß man die vielen Seeen innerhalb dieses Striches und die großen Sumpf- und Moorflächen vor demselben als ein not- wendiges Ergebnis dieser wunderlichen Bodenbildung begreift." Diese Riede, in Bayern Moose genannt, findet man nicht bloß in den Niederungen, sondern auch an den Bergabhängen; auf den Berg- platten kommen sie als Moore und Filze vor. Im bayrischen Ge- birge und Hochlande ist kaum ein Fluß, desseu Säume uicht irgendwo Moosgrund aufweisen, und manche Vertiefungen, wie das Loisach-, das Ammer-, das Innthal und das Chiemseebecken, sind daran über-

8. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 313

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Der Kyfhäuser und die Kaisersage. 313 Schluchten einiges Gehölz, während den ganzen übrigen Teil des Höhenzugs die schönste Waldung bedeckt, in dessen Dickicht zahlreiches Wild sich tummelt." „Der Berg hat einen breiten Gipfel und der Umfang der Ruinen, die man hier noch findet, beweist, daß Gebäude von seltener Größe hier prangten. Man sieht noch Spuren vou tiefen, in den Berg gehauenen Gräben und den daneben aufgeführten Mauern. Gegen die südlichste Seite des Berges hin steht noch ein Thor, das man gewöhnlich das Erfurter Thor nennt, weil man von diesem Abb. 57. Der Khfhäuser. Staudpunkte aus bei heiterm Himmel die Türme von Erfurt erkennen kann. Etwas weiter aufwärts und westlich steht ein starker Turm, der bedeutendste Überrest jener alten Bauwerke, der wegeu seiner hohen und freien Lage auf eine ziemlich weite Entfernung sichtbar ist. Die alten Mauern dieses Turmes sind 5—6 Ellen dick und auswendig von gehauenen Steinen. Bon diesem Turme etwas weiter abwärts, nach Osten zu, finden sich Ruinen von starken Mauern, welche ver- mutlich das eigentliche Wohnhaus umfaßt haben. Noch weiter herab, auf der östlichen Seite des Berges, über Tilleda, stehen noch die

9. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 315

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Der Harz. 315 (Muspilli). Durch den Gott der Wiedergeburt, Widar, aber entsteht eine erneuerte Welt, mit neuen Göttern und neuen Menschen. An Stelle der dem Tage der Entscheidung eutgegeuschlafenden verwünschten, verzauberten und bergentrückten Götter traten später- andere Namen, darunter auch Kaiser Friedrich. Ihm ist die Rolle Odins zugeteilt, was aus den Raben hervorgeht, die ein Attribut Odins sind, indem sie sich auf seine Schulter setzeu und ihm Kunde ins Ohr flüstern." Und die letzte Kunde, welche sie brachten, war die Wundermär vom wiedererstandenen deutschen Reich! Nuu hat in der Vorstellung des Volkes auch der Rotbart seine Ruhe gefunden. 15. Der Harz. Jnselartig steigt aus dem Hügellande zwischen Leine und Saale der Harz empor, ein Massengebirge mit plateauartiger Oberfläche, die sich von Nordwesten nach Südosten bedeutend senkt. Grauwacke, Thonschiefer und Übergangskalk sind seine Hauptbestandteile; das etwa 600 m hohe Nordwestens ist doppelt so hoch als der Südostfuß. Thäler zerschneiden das Plateau in einzelne Abschnitte, Berge mit meist rundlich - flachen Kuppen sind demselben aufgesetzt. Diese Er- Hebungen bestehen aus Eruptionsgesteinen, welche die Grauwacke durchbrachen, aus Granit, Porphyr und Grünsteiu. Der höhere, rauhere Teil des Gebirges, wo Schnee und Eis den Sommer auf wenige Monate beschränken und der Ofen selten kalt wird, heißt der Oberharz. Hier herrscht in den Waldungen Nadelholz vor; dazwischen treten weite nackte Blößen, Morast und Bruch auf. Kümmerlich ist es mit dem Ackerbau bestellt; in ge- schützten Niederungen trifft man indes wohlgepflegte Wiesen. Die wahren Schätze des Oberharzes liegen unter der Erde, „die nicht mit goldenem Fluche schwanger geht, sondern nützliches Eisen ver- leiht". Der Erzreichtnm der Harzgranwacke ist hier am bedeutendsten, auf ihn sind die Bewohner, Kolonisten aus dem Fräukischeu, die ihren oberdeutschen Dialekt sich bewahrt haben, vornehmlich gewiesen. Alles, was hier lebt und webt, gehört dem Bergbau an, sei es als Berg- oder Hüttenmann, sei es als Köhler, Holzschläger und Fuhrknecht: überall sieht man Gruben, aufsteigende Rauchwolken, Karren mit Erz in unaufhörlicher Bewegung. Schon seit der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts sind die Silberbergwerke des Oberharzes in

10. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 273

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Der Böhmerwald. 273 Mühe nicht verdrießen und klettere auf die südwestliche Felswand. Man hat auch am Fuße derselben eine freie Aussicht, aber droben ist der Ausblick um vieles interessanter. Schroff hinab fällt der Felsen turmhoch in den finstern Tannenwald, der ein schwach bewässertes Thal deckt und bald jenseits sich wieder hebt, einen mächtigen Berg- rücken überkleidend. Hier regt sich kein Leben außer dem erusten Rauschen der hohen Wipfel. Tausendjährige Stämme liegen hingestreckt über moosigem Gestein und bruchigem Grunde, um modernd den jungen Nachwuchs zu nähren. Tief nuten zur Linken erglänzt im einsamen Wald ein Stück von dem schwarzen Spiegel des großen Arbersees. Über denselben hinaus öffnet sich das Thal von Zwiesel, das mit überaus schönen Waldungen bestanden ist. Zur Rechten aber des oben erwähnten bewaldeten Bergrückens schaut man hinab in den malerischen Thalkessel von Bodenmais. Außer diesem freundlichen Dorfe sieht man in derselben Richtung nur wenige Orte. Dies alles ist gegen Süden der Vordergrund. Den Mittelgrund bildet der gauzeu Länge nach das prächtige Donauthal in weiter Ausbreitung und mannigfaltiger Färbung. Und jenseits desselben, weit jenseits bietet sich ein Schauspiel, das alles andere vergessen läßt. Die Salzburger Alpen von Hallstadt bis über Reichenhall hinaus steheu in majestätischer Schlachtreihe da, die weißen, beschneiten, phantasti- schen Zinnen hoch über den niederen Horizont emporreckend in die reinen blauen Lüfte! Sie machen einen zauberhaften Eindruck auf das Gemüt. So ehrfurchtgebietend und doch so traulich blicken sie herüber aus der gewaltigen Ferne von 200 km, die selbst dem entzückten Auge sich ankündigt durch den bleichen Farbenton, und doch wiederum desto mehr sich zu kürzen scheint, je länger man hinüberschaut. Eine Vorlage des äußeren westlichen Hochrückens ist der Bayerische Wald, der, durch die Thäler des Regen und der Jlz von der Hauptmasse geschieden, steil zur Douau abfällt. Er steigt im Dreitannenriegel und im Hirschenstein über 1100 in hoch. Ein paar Stunden südlich vom Markte Regen beginnt der Pfahl, eine der merkwürdigsten geognostischen Erscheinungen. Als mächtiger Quarzgang erstreckt er sich in schnurgerader Linie 20 Stunden weit in die Oberpfalz hinein. Seine größte Höhe (40 in) erreicht er bei Viechtach und zeigt sich überall als ein nackter Felskamm mit bizarren Anszackungen auf dem höchsten Rücken. Stellenweise ist diese mächtige, 6—9 m breite Felsenlinie durch bedeutende Lücken unter- brochen und kommt oft erst wieder aus dem nächsten Berge zum Vor- schein. Verfolgt man ihren Zug eine Strecke weit, so glaubt man Geogr. Charakterbilder Deutschlands. I. 18
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